Unsere Ohren sind für sehr vieles in unserem Leben wichtig. Ohne den Gehörsinn wäre die Welt ein sehr stiller Ort. Was aber würde uns noch entgehen? Schauen wir uns einmal all die grossartigen Dinge an, die unser Gehör konstant leistet. Geräusche gibt es immer und überall. Wenn sich irgendetwas bewegt, macht es ein Geräusch. Selbst das leichteste Streifen, Kratzen oder Klopfen erzeugt eine winzige Vibration, die zu einem leisen Geräusch wird. Und jedes Geräusch liefert Informationen über die Welt. Daher haben Menschen und Tiere ein äusserst empfindliches Gehör entwickelt, das die Welt unmittelbar mit Sinn erfüllt.
Im Laufe der Evolution haben sich unsere Ohren über Millionen von Jahren zu fantastischen Werkzeugen entwickelt, die die Welt zum Leben erwecken.
Das Gehör – die Verbindung zu einer spannenden Welt
Ihre Ohren weisen Sie auf die unterschiedlichsten Dinge hin, ohne dass Sie hinsehen müssen, etwa ob draussen viel Verkehr herrscht und mit welcher Geschwindigkeit sich die Fahrzeuge fortbewegen. Sie merken sogar, ob die Fahrer genervt sind und hupen. Natürlich könnten sie auch hinschauen. Aber wir brauchen all unsere Sinne, um uns ein vollständiges Bild der Welt zu machen. Alle Sinne müssen zusammenarbeiten. Je umfassender die Informationen von den einzelnen Sinnen aufgenommen werden, desto präziser wird unser Gesamteindruck.
Unsere Fähigkeit zu hören verleiht unserem Leben Bedeutung und füllt es mit vielfältigen Erfahrungen. Genau wie die musikalische Untermalung die Atmosphäre eines Films prägt, fügen unsere Ohren unserem Dasein eine Fülle von Details hinzu. Sie komplettieren feine Elemente, sei es das Flügelschlagen von Vögeln über uns, der Anblick eines entfernten Strandes oder das sanfte Säuseln des Windes durch die Baumkronen. Durch diese akustischen Impressionen entsteht ein Gespür für die Atmosphäre eines Raumes – sei es dessen Leere oder Ausstattung, das Prasseln des Regens gegen die Fensterscheibe oder das Knistern eines Feuers im Kamin.
Mit einem guten Gehör erfahren Sie Tausende solcher Einzelheiten, ohne hinschauen zu müssen. Sie nehmen sie einfach wahr, denn Ihr Gehör arbeitet in Einklang mit all Ihren anderen Sinnen und verleiht Ihnen auf diese Weise ein vollständiges Bild von der Welt.
Wir hören sogar im Schlaf
Selbst wenn wir schlafen, hören wir immer noch. Unsere Augen sind zwar geschlossen. Unsere Ohren aber sind nach wie vor geöffnet und bereit, uns zu alarmieren, wenn etwas unsere Aufmerksamkeit erfordert. Aus diesem Grund nutzen wir morgens einen Wecker zum Aufwachen.
Jahrhundertelang war die Fähigkeit, bei Gefahr aufzuwachen, lebenswichtig. Und so ist es keine Überraschung, dass wir blitzschnell auf Geräusche zu reagieren gelernt haben – schneller als beispielsweise auf Berührung oder Gerüche.
Unser Gehör ist in unserer Zivilisation verankert und vermittelt uns lebenswichtige Informationen
Angesichts der langen Geschichte der Relevanz unseres Gehörs haben wir unsere Lebensumgebung entsprechend gestaltet. Glocken fungieren als Zeitgeber, Lautsprecher liefern uns wichtige Informationen während des Wartens auf den Zug und die Stimme unseres Navigationssystems gibt uns klare Anweisungen, ohne dass wir auf das Display schauen müssen. Zunehmend greifen wir auf elektronische Signale zurück, um uns darüber zu informieren, wann das Essen fertig ist, der Computer hochfährt oder wir uns nicht angeschnallt haben. Darüber hinaus helfen uns unsere Ohren, Dinge in einem geordneten Zustand zu halten. Ein Quietschen signalisiert, dass Schmierung erforderlich ist, ein Klopfen weist auf notwendige Reparaturen hin, und ein Klappern deutet darauf hin, dass etwas locker ist. Diese akustischen Hinweise und Signale tragen wesentlich dazu bei, unser Lebens zu erleichtern.
Geräusche können unser Bewusstsein durchdringen, ganz gleich, wohin unser Blick gerichtet ist. Laute Geräusche wie beispielsweise Sirenen werden eingesetzt, um Menschen vor Gefahren oder bei Notfällen zu warnen. Eine Sirene fordert uns auf, aus dem Weg zu gehen oder Schutz zu suchen. Einer der Gründe dafür ist, dass laute Geräusche unsere Aufmerksamkeit besonders eindringlich wecken. Auf ein Alarmsignal reagieren wir sehr rasch und nachdrücklich. Es ist nach allen Richtungen wahrnehmbar, ohne dass wir es sehen müssen. Wir wissen, dass eine Gefahr droht oder sich ein Rettungswagen in der Nähe befindet, auch ohne Warnlicht oder Blaulicht zu sehen. Und ausserdem funktionieren Geräusche in der Dunkelheit genauso gut wie am Tag.
Dank unseres Gehörs nehmen wir unsere Umwelt bewusster wahr
Unsere Ohren warnen uns im Voraus vor Dingen, die wir nicht sehen können, sodass sie uns nicht so sehr erschrecken, ganz gleich, ob ein Wachhund bellt, wenn wir an einem Haus vorbeilaufen, oder ein Familienmitglied hinter uns den Raum betritt. Mit unseren Ohren können wir feststellen, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt, selbst wenn wir die Geräuschquelle nicht sehen können. Wir können so feststellen, wo sich Menschen und Dinge befinden, auch wenn wir sie nicht sehen – und das sogar bei Nacht. Und wir hören, wenn sich etwas von der Seite oder von hinten annähert – ein schnelles Auto, ein gefährliches Tier oder ein fröhlich lachendes Kind.
So leistet unser Gehör einen wichtigen Beitrag zu unserer mentalen Landkarte der Welt. Es macht es uns leichter, uns darin zu orientieren: Wir wissen, wo Dinge sind, wie sie sich bewegen und ob wir ihnen Aufmerksamkeit schenken wollen oder müssen.
Durch einen Hörverlust sind Sie stärker unfallgefährdet
Weshalb dies so ist, weiss man nicht genau, aber Menschen mit Hörverlust sind stärker unfallgefährdet als Menschen mit einem gesunden Gehör.
In einer Untersuchung wurden Unfälle im Strassenverkehr, bei beruflichen Tätigkeiten, in der Freizeit und beim Sport analysiert. Personen mit einem "leichten Hörproblem" zeigten ein um 60 Prozent höheres Verletzungsrisiko, während es bei denen mit einem "mittelschweren Hörproblem" auf 70 Prozent stieg. Bei Personen mit einem "starken Hörproblem" betrug die Steigerung sogar 90 Prozent.
Eine andere Studie brachte Hörverlust mit häufigeren Stürzen in Verbindung. Selbst nach Berücksichtigung des Alters der Probanden stellten die Forscher fest, dass Menschen mit Hörverlust immer noch häufiger stürzten als ihre hörfähigen Gegenüber.
Einer der an letzterer Studie beteiligten Fachleute ist der Ansicht, dass dies auf die niedrigere allgemeine Wahrnehmung sowie auf die höhere kognitive Beanspruchung zurückzuführen sein könnte. Grund dafür ist, dass Menschen mit Hörverlust für das Hören mehr mentale Energie aufwenden müssen. Dadurch sind wiederum weniger Ressourcen für andere Aktivitäten übrig, etwa um das Gleichgewicht zu halten.
Geräusche helfen uns in unseren Beziehungen zu anderen Menschen
Unter den Milliarden von Menschen auf der Welt können unsere Ohren die Stimme einer einzelnen Person erkennen. Ausserdem sagt uns unser Gehör, in welcher Stimmung sie ist. Ob ein Mensch glücklich oder müde ist – wir können es an seiner Stimme hören. Und wir können hören, ob sich eine Person unwohl fühlt. Der Klang einer Stimme ist ebenfalls sehr wichtig. Dieselben Worte können je nach Sprechgeschwindigkeit und Intonation eine völlig andere Bedeutung haben. Die Art und Weise, wie jemand etwas sagt, kann den Unterschied zwischen einem Witz und einer Feststellung ausmachen. Für eine erfolgreiche Kommunikation ist es daher wichtig, dass man feinste Unterschiede heraushört.
Dann gibt es noch die Geräusche, die wir bei unseren Handlungen erzeugen. Ohne gross darüber nachzudenken, entwickeln wir durch Geräusche ein Gefühl für Situationen. Wenn eine geliebte Person eine Tür zuschlägt, wissen wir, dass sie verärgert ist. Wenn sie in der Küche klappert, merken wir, dass sie es eilig hat. Wenn sie unter der Dusche singt, ist sie glücklich. So hilft uns ein gutes Gehör dabei, den Gefühlszustand anderer Menschen zu lesen. Dies macht es uns leichter, uns in andere einzufühlen.
Aus all diesen und vielen weiteren Gründen ist unser Gehör eines der wichtigsten Instrumente, um Informationen zu sammeln, die unser Bild der Welt vervollständigen.